am 24.09.2008, 09:07:46 Uhr
Eine extra gestartete Verjüngungskur des Lottospiels soll 20 Prozent mehr Umsatz bringen: wöchentlich soll es drei statt zwei Ziehungen geben, der Lottoschein wird übersichtlicher, der Gewinn größer, der Mindesteinsatz teurer, die Zahl der Kreuzchen geringer. Ausserdem gehört zu den Neuerungen ein mit mindestens zwei Millionen Euro gefüllter Jackpot.Um den Bedenkenträgern, die vor den Gefahren der Spielsucht warnen, zuvor zu kommen, wurden von der Lottogesellschaft Intelektuelle angeworben, die sich öffenlich für das Lottospiel aussprechen. Über ganze Zeitungsseiten werben sie mit Slogans über Glauben, Glück und Gnade für das Lottospiel. Der Soziologe Gérard Mermet erklärt bspw., dass die Franzosen die Möglichkeit haben sollten, durch einen Lottogewinn "Leben, Status, Milieu und Identität zu verändern". Hervé Fischer, Künstler und Philosoph, empfindet die staatliche Lotterie als Bastion gegen das organisierte Verbrechen, das am Glücksspiel unlauter verdienen wolle. Pascal Bruckner, weltbekannter Vertreter der "neuen Philiosophen" in Frankreich, findet, dass der Spieler, dessen Chance auf den Hauptgewinn bei eins zu vielen Millionen liege, wie auch der Gottesfürchtige letztlich an etwas Absurdes glauben. Er schreibt: "Während aber Gott noch nie gesehen wurde, gibt es Lottogewinner durchaus." Das Lotto sei die weltliche Version göttlicher Gnade.